Vielleicht hätte ich beim letzten Blogeintrag ein kleines Ratespiel veranstalten sollen, bei dem jeder das Land hätte tippen können, aus dem ich den nächsten Bericht schreiben würde; ich frage mich, ob überhaupt jemand auf den Kontinent gekommen wäre; ich selbst hätte auf jeden Fall daneben gelegen- die richtige Antwort wäre Deutschland gewesen, genauer gesagt: Stahlhofen im Westerwald!
Es war nicht geplant, diesem Reiseblog ein solch abruptes Ende zu setzen; eigentlich wollte ich mich zumindest aus Bamako zurückmelden, um euch meine bevorstehende Heimreise anzukündigen. Diese Gelegenheit habe ich aber leider verpasst, sodass ich euch nun vor vollendete Tatsachen stellen muss- aber keine Sorge: dieser vorerst letzte Bericht wird euch ganz wie gewohnt über alle wichtigen Geschehnisse seit meinem Aufenthalt in Nouakchott aufklären.
Die Fahrt nach Bamako
Am Abend vor der Abfahrt in der Herberge in Nouakchott, schlossen sich unserer kleinen Reisegruppe (die 3 Franzosen mit den Schulbüchern & ich) 4 weitere Franzosen an, die ebenfalls mit einem Mercedesbus in Richtung Bamako unterwegs waren, allerdings zur Weiterfahrt nach Burkina Faso. Ihr Auftrag: Den Bus bei einem Freund abzugeben, der ihn zwar in Frankreich gekauft hat, ihn aber wegen Visumsproblemen nicht selbst runter fahren kann- ein schöner Anlass für die vier, daraus eine ausgedehnte Reise nach Burkina Faso zu machen. Aus Platzgründen fahre ich am nächsten Morgen bei ihnen mit, während mein Rad zusammen mit meinem Gepäck im vorderen Bus von Alexandre, Victor und Valentin unterkommt.
Schon am 1. Tag kann ich mit Freude dabei zusehen, wie sich die Natur, die wir durchqueren, allmählich zu wandeln beginnt; kein Wunder, legen wir doch 600 Km zurück, ein Pensum, auf das ich in einer ganzen Woche mit dem Rad stolz sein kann. Zunächst vereinzelt, tauchen mit der Zeit immer mehr Büsche und kleinere Bäume auf und kündigen endgültig das Ende gewohnt-karger Wüsteneinöde an.
Endlich das Zeichen, auf das ich gewartet habe: Leben!
Im Gegensatz zur Natur, ist von Zivilisation unterwegs nicht viel zu sehen; Mauretanien ist eindeutig das am dünnsten besiedelte Land, das ich je gesehen habe. Wenn wir einmal ein Ortsschild passieren, verbirgt sich dahinter meist nicht mehr, als ein paar Zelte und Wellblechhütten, die kreuz und quer in der Landschaft verteilt sind. Unwillkürlich frage ich mich, ob die gleiche Siedlung bei meinem nächsten Besuch wohl immernoch dort stehen wird; unglaublich, wie tief das Land noch in seiner Nomadentradition verankert ist.
Am 2. Tag schon verlassen wir Mauretanien- von meinem einmonatigen Visum habe ich am Ende also gerade einmal 9 Tage gebraucht; offiziell sogar nur 2: Ausreise ist am 3. Februar. Noch nicht so richtig im letzten angekommen, betrete ich somit direkt ein weiteres Land, Mali. Mit dem Grenzübertritt gehen zunächst die üblichen Umstellungen einher: neue Währung, neue Landesvorwahl, neue Sprache- allmählich bekomme ich Routine in solchen Dingen. Die Sprünge im Verhältnis Euro/Fremdwährung scheinen mit jedem neuen Land, das ich bereise, kontinuierlich zu wachsen. Nach dem marokkanischen Dirham (1/10) und dem mauretanischen Ouguiya (1/380), ist der malische Franc der absolute Spitzenreiter: Wechselkurs 1/655! Um meinen üblichen Betrag von etwa 50 Euro am Geldautomaten abzuheben, sind also satte 30.000 Francs notwendig!
Gleich am ersten Tag in Mali, an dem wir in der Grenzstadt Nioro du Sahel ankommen, merke ich einmal mehr, dass hier in Afrika Landesgrenzen noch tatsächliche Barrieren sind- auch für Kultur und Mentalität: Zum ersten Mal überhaupt auf meiner Reise verbringe ich den Abend, zusammen mit den Franzosen, in einer Bar; es wird öffentlich Alkohol ausgeschenkt. Von einer Frau. Noch 24 Stunden zuvor wäre das völlig undenkbar gewesen, doch hier heißt es mal wieder „andere Länder, andere Sitten“. Denn obwohl der Islam auch in Mali die eindeutig vorherrschende Religionsform ist, wird er hier einfach nicht so streng praktiziert, wie noch in Marokko und Mauretanien. Dementsprechend sind verschleierte Frauen eher die Ausnahme als die Regel, Moscheen deutlich seltener zu sehen und in Bars wird abends eben Alkohol getrunken und getanzt- das Leben scheint man in Mali insgesamt etwas lockerer zu nehmen…
Was könnte das wohl sein??
Am 3. Tag der Fahrt wird die Vegetation immer dichter, es sind die ersten Affenbrotbäume und Termitenhügel zu bestaunen (siehe oben)- der positive Trend seit der Abfahrt setzt sich also fort. Unterwegs werden wir bei den obligatorischen Polizeikontrollen mittlerweile fast jedes Mal nicht nur nach dem Pass, sondern auch nach einem „Geschenk“ gefragt, was wir den Beamten dalassen könnten – leider ein negativer Trend, der sich bereits seit Mauretanien fortsetzt und auch an der Grenze nicht Halt machte. Verlangt wird alles, von Stiften und Feuerzeugen über Zigaretten und Schmuck bis hin zu Medikamenten; ganz oben auf der „Wunschliste“ eines jeden Beamten steht aber eindeutig Geld. Die Franzosen jedoch bleiben hart, erklären stets höflich, dass wir nichts zu verschenken haben, woraufhin wir meist ohne längere Diskussion passieren dürfen- die einzig richtige Reaktion auf solche Dreistigkeit.
Die letzte Station vor unserem Ziel ist Coco, bereits ein Vorort von Bamako, wo einer der vier Franzosen einen jungen Malier namens Abdulahi kennt, bei dem wir die Nacht verbringen können. Abdulahi ist Künstler; er erstellt Designs für Kleidungsstücke und hat ein eigenes kleines Atelier, das er uns am nächsten Morgen zeigt. Dort geben wir alle unseren Hosen, Shirts und was man sonst noch bedrucken und bemalen kann, einen neuen Anstrich; eine tolle Gelegenheit für ein wirklich ausgefallenes Souvenir!
Abdulahi bei der Arbeit
Natürlich lasse auch ich mir die Chance nicht entgehen und bedrucke zusammen mit Abdulahi die einzige kurze Nicht-Radlerhose, die ich habe; Preisfrage diesmal: Wer hat wohl das linke und wer das rechte Hosenbein bedruckt; Zusatzfrage: Was stellt das Motiv unten links wohl dar;)?
Aus einer 0815-Hose ist ein Unikat geworden!
Da die 4 anderen noch ein paar Tage bei Abdulahi bleiben wollen, fahren Alexandre, Victor, Valentin und ich alleine weiter bis nach Bamako. Hier werden wir schon erwartet: Moussa und seine Familie sind mit den 3 Franzosen seit ihrer ersten Fahrt nach Bamako vor 3 Jahren befreundet und nehmen sie seitdem jedes Mal bei sich auf- somit bin auch ich automatisch wollkommen. Die Verhältnisse, in denen Moussa, seine Frau und ihre 7 Kinder leben, lassen aber eigentlich keinen Platz für Gastfreundlichkeit: Sie leben, so wie hundertausende Malier auch, in einem der riesigen Vororte von Bamako, ohne Strom, ohne Wasser, ohne feste Strassen. Ihre kleine Lehmütte an einem steilen Felshang bietet gerade genug Platz für die wenigen Dinge, die sie besitzen; das Leben findet draussen statt.
Moussa´s ältere Kinder
Moussa selbst ist Musiker; er spielt die Goni, ein traditionelles Zupfinstrument, was ein bisschen an unsere Gitarren erinnert. Zusammen mit ein paar Freunden spielt er in einer Gruppe, die ab und zu bei Hochzeiten und Familienfeiern auftritt. Seine Instrumente baut Moussa selbst- zum Spielen, verkauft werden sie nicht. Als ich ihn aber darum bitte, erklärt er sich gerne bereit, auch mir eine Goni zu bauen; das Material dafür bezahle ich natürlich selbst. Auf meiner eigenen Goni zeigt mir Moussa ein paar Griffe, doch viel lieber höre ich ihm selbst beim Spielen zu; besonders abends, wenn wir mit der ganzen Familie vor dem Haus liegen und uns die Sterne ansehen.
Moussa mit seinem Sohn beim Spielen der Goni
Insgesamt bleiben wir 4 Tage bei Moussa und seiner Familie; um ihnen nicht zur Last zu werden, bezahlen wir die Lebensmittel für die ganze Familie selbst. Verständigungsprobleme gibt es kaum- Französisch ist genauso wie in Marokko und Mauretanien weit verbreitet udn wird auch von Moussa berherrscht. Geschlafen wird unter freiem Himmel, was bei den herrschenden Temperaturen überhaupt kein Problem ist.
mein Schlafplatz- statt Decken braucht man Moskitonetze
Nachts bleibt es trotz klarem Himmels den ganzen Abend wunderbar warm- kurzen Sachen reichen völlig aus, und auch zum Schlafen braucht man nicht mehr als eine dünne Decke; viel wichtiger ist ein Moskitonetz, denn Stechmücken gibt es in Scharen und Bamako ist Malariagebiet. Trotz aller Vorsicht lassen sich Stiche nicht vermeiden, meine Prophylaxe-Medikamente nehme ich im Gegensatz zu den Franzosen dennoch nicht und verlasse mich im Fall der Fälle auf mein Standby-Präparat- jeden Tag starke Pillen mit Nebenwirkungen zu nehmen schrecken mich dann doch mehr ab, als einen Fieberschub zu riskieren
Tagsüber ist es im Gegensatz zur milden Nacht so heiß, dass man es nur im Schatten aushalten kann; ohne Mütze oder Hut bekommt man schnell Kopfschmerzen von der Sonne. Dazu ist es etwas schwül und die Luft steht- ein völlig anderes Klima, als ich es von der Westküste der Sahara gewohnt bin. Einziges Mittel gegen die drückende Hitze ist ein kühles Bad- zum Glück gibt es einige Kilometer entfernt einen Wasserfall, wo wir den ganzen Tag verbringen; nicht nur wegen des klaren Wassers, das man trinken kann, sondern vor allem, weil der Ort ein Stück vom Paradies sein muss!
ein perfekter Ort, um die Zeit vergehen zu lassen
Auf dem Weg zum Wasserfall rufen uns die Kinder in den Vororten von den Häusern immer wieder das selbe Wort hinterher: „Tubabu“. Als ich Victor frage, was das heißt, sagt er mir nur knapp „Weißer“. Im ersten Moment erschreckt, erklärt er mir weiter, dass das keineswegs als Anfeindung zu verstehen ist, sondern als Spiel! Wenn das Kind „Tubabu“ ruft, muss man als weißer „Farafin“ antworten, was auf Bambara „Schwarzer“ bedeutet- so geht es dann hin und her „Tubabu-Farafin-Tubabu-Farafin“…Als ich am nächsten Tag alleine etwas einkaufen gehe, staune ich nicht schlecht, als ich hinter mir einen bekannten Ruf höre: „Tubabu“! Konnte ich mich in Marokko und Mauretanien noch ohne aufzufallen als vermeintlich Einheimischer bewegen, bin ich nun, genauso wie die Franzosen, ein „Weißer“- es ist eben alles relativ.
Frau in unserem Vorort in Bamako
Am 5. Tag in Bamako heißt es Abschied nehmen- zunächst von Victor, Valentin und Alexandre, die ihre Schulbücher verteilt und das Auto verkauft haben. Von dem Geld haben sie sich die Tickets bezahlt, mit denen sie zurück nach Lyon fliegen. Somit bin ich wieder alleine- die 4 Franzosen, die nach Burkina Faso fahren, haben wir in Coco gelassen, die anderen 3 sind nun auch abgereist und für mich stellt sich die Frage, wie es weitergehen soll. Im Grunde standen 3 Möglichkeiten zur Debatte: 1. Zurück an die Küste und die ursprüngliche Route fortzusetzen, 2. Weiter ins Landesinnere zu fahren oder 3. Es den Franzosen gleichzutun und den Rückweg anzutreten. Genauso wie vor Beginn der Reise, habe ich nach meinem Gefühl entschieden und Variante 3 gewählt. Nach über 5 Monaten verspürte ich einfach den Wunsch, langsam wieder nach Hause zu kommen und meine Familie und Freunde wiederzusehen. Eines war mir aber direkt klar: ich würde diesen Kontinent nicht verlassen, ohne mein Versprechen abzugeben, eines Tages wiederzukommen- von daher viel mir die Entscheidung nicht ganz so schwer, denn sie ist ja nicht endgültig.
Somit stellte sich eine neue Frage: Wie soll ich nach Hause kommen? Da ich es nicht ganz so eilig, wie meine französischen Kollegen hatte (und auch keine Auto verkauft hatte), entschied ich mich für den Land- statt für den Luftweg; allerdings nicht per Fahrrad;), sondern per Anhalter. Bevor ich aber irgendetwas anhalten konnte, brauchte ich ersteinmal wieder ein neues Mauretanien-Visum! Das alte ist zwar bis Anfang März, also im Grunde immernoch gültig, erlaubt aber nur einen Grenzübertritt und ist damit wertlos. Also wieder das alte Spiel: Pass kopieren, Fotos machen, 45 € mirtbringen (übrigens 10 mehr als noch in Rabat) und Visum in der maurtetanischen Botschaft, diesmal in Bamako, beantragen- praktisch, dass meine Planänderungen sich immer in den Hauptstädten ereignen…
Um 09.00 Uhr beantragt, kann man das Visum um 14.00 Uhr abholen. Die Wartezeit nutze ich, um mir die Stadt und vor allem das Künstlerviertel in Bamako anzusehen, wo von Musikinstrumenten bis Holzschnitzereien alles in Handarbeit gefertigt wird- und das ganz offen: direkt vor den einzelnen Ateliers sitzen die Künstler und arbeiten an ihren Figuren, die sie später selbst verkaufen.
Kunst zum Anfassen- das Künstlerviertel in Bamako
Hätte der junge Malier auf dem Foto (im grünen Trikot) mich nicht dazu eingeladen, mir das komplette Künstlerviertel zu zeigen, hätte ich es womöglich gar nicht besuchen können, da Fahrräder verboten sind. So wurde diese private „Führung“ einer der Höhepunkte meines Aufenthaltes in Bamako- schade nur, dass ich so wenig Zeit mitgebracht habe.
Das Ergebnis der Arbeit: die fertigen Figuren
Der Zeitpunkt des Besuches war perfekt, denn dadurch, dass ich nun auf dem Rückweg war, konnte ich es mir erlauben, ein kleines Andenken mit nach Hause zu nehmen. Die Wahl war schnell getroffen, als ich einmal den ebenso stilvollen wie praktischen Klappstuhl gesehen habe, den ich ursprünglich lediglich für Deko gehalten habe; aber er hält- und ist dazu noch überraschend bequem!
schön, klein und praktisch- jeder Schwede wäre neidisch!
Ausgerüstet mit dem neuen Mauretanien-Visum machte ich mich anschließend noch am Nachmittag auf zum 20 Km entfernten Zollkontroll-Punkt, den jedes Fahrzeug passieren muss, das die Stadt in Richtung Mauretanien verlässt- der optimale Ort für eine Mitfahrgelegenheit, dachte ich. Erschwert wurde die Sache allerdings dadurch, dass alle europäische Reisende zwar nach Bamako rein in Richtung Süden wollen, aber kaum einer auch wieder die Strecke zurückfährt. Da PKW ausserdem nicht in Frage kamen, sondern nur größere Fahrzeuge mit entsprechendem Stauraum, musste ich am Ende die ganze Nacht und den folgenden Tag neben der Strasse ausharren- Gott sei Dank hatte ich ja zumindest meine eigene Sitzgelegenheit dabei, sodass sich der Stuhl schon bezahlt gemacht hat;) Am Abend des 2. Tages hielten endlich 2 LKW mit marokkanischem Kennzeichen vor der Schranke- die ersten Marokkaner überhaupt. Sie wollten nach Agadir, 3000 Km von Bamako entfernt; ihre Ladung hatten sie in Bamako abgeliefert, sodass genügend Platz zur Verfügung war- somit blieb nur noch eine Frage zu klären: Der Preis. Der marokkanische Fahrer verlangte 100 €; nach zähem Verhandeln einigten wir uns auf schließlich auf 60- inklusive Verpflegung.
Die 2 marokkanischen Laster
Die zwei Fahrer Halif und Mustafa hatten sich ein strammes Programm vorgenommen: In 3 Tagen wollten sie zu Hause in Tiznit (unterhalb von Agadir) sein, was ca. 1000 Km pro Tag bedeutete- und das bei 80 Km/h Höchstgeschwindigkeit. Für die beiden Routine: geschlafen wird nicht mehr als 5 Stunden und Pause machen wir nur zum Essen. Mich stört das nicht weiter, da ich die gesamte Fahrt über die Liege hinter den Sittzen zum Schlafen habe- trotzdem wird mir schnell klar, dass LKW-Fahrer keine Zukunftsperspektive für mich ist; wenn sie von ihrer 2-wöchigen Tour nach Hause kommen, geht es am nächsten Morgen wieder weiter- unglaublich, diese Belastung! Während der Fahrt lasse ich meine eigene Reise nochmal Revue passieren, als wir an all meinen alten Schlaf- und Rastplätzen vorbeifahren, die meine Erinnerungen wecken.
Die Fahrer Mustafa und Halif
Wegen kleinerer Pannen und einer Zollproblemen an der marokkanischen Grenze, kamen wir letztendlich einen Tag später an, als geplant. In Tiznit angekommen, war ich nicht mehr darauf angewiesen, andere LKW anzuhalten, denn in Marokko gibt es zahlreiche Busunternehmen, die Überlandfahrten nach Europa anbieten- allerdings nicht direkt nach Deutschland, sondern höchstens bis Frankreich. Schnell habe ich ein Unternehmen gefunden, das bis nach Paris fährt; nächste Abfahrt: morgen früh um 09.00 Uhr. Das Ticket für 60 € habe ich mir noch vor Ort gekauft- günstiger kommt man wohl nicht von Südmarokko nach Paris (der Ryanair-Flug wäre ca. 200 € gewesen). Gut, dass ich mittlerweile längere Autofahrten gewöhnt war, denn diese Busfahrt ist nicht ohne: Von Mittwoch, 09.00 Uhr fahren wir bis Freitag um 12.00 Uhr durch! 3 Fahrer wechseln sich Tag und Nacht ab; Pausen gibt es alle 4 Stunden, um zu essen und auf die Toilette zu gehen, denn WC´s gibt es im Bus nicht. Letztendlich war es aber halb so schlimm, da ich mehr als die Hälfte der Zeit schlafend verbracht habe. Ansonsten konnte ich mir die Lanschaften Marokkos, Spaniens und Südfrankreichs anschauen- noch ein Vorteil im Gegensatz zum Flugzeug. Übergesetzt sind wir übrigens, genau wie ich auf der Hinfahrt, mit der Fähre von Tanger nach Algeciras- das Ticket war bereits im Preis inbegriffen.
Da ich freitags ankommen sollte, hatte ich für die letzte Strecke nach Hause eine besondere Idee; um diese zu realisieren musste ich nicht mehr machen, um kurz meinen Freund Jens daheim in Stahlhofen anzurufen und ihm zu sagen, dass ich auf dem Weg nach Paris bin. Innerhalb von 24 Stunden hatte er ein großes Auto organisiert sowie meinen Bruder André und meinen Freund Lukas eingespannt- und mir einen Riesen-gefallen getan!
Mit etwas Verspätung kam ich schließlich nach 56 Stunden Fahrt in Paris an. Als ich aus dem Bus steige, würde ich am liebsten gerade wieder zurückfahren: 4°C und Nieselregen. Ich versuche tapfer zu sein, bin die Kälte aber einfach nicht mehr gewohnt! Leider habe ich nicht daran gedacht ein Hotel zu reservieren und finde kein Zimmer. Wie gerufen kommt in dieser Situation ein französischer Radfahrer, der mir zum Schlafen seine Garage anbietet; eine Gastfreundlichkeit, von der ich mich eigentlich schon -wie vom guten Wetter- verabschiedet hatte.
Am Samstag war es endlich soweit. Jens, André und Lukas bereiten mir einen Empfang warten mit wehender Deutschlandfahne und einem Tequila Sunrise als Begrüßungscocktail auf mich- ein Empfang, den ich so schnell nicht vergessen werde. Nachdem wir ein Hotel gefunden hatten (was trotz Navi nur ca. 2 Stunden gedauert hat;)), verbringen wir den Abend in verschiedenen Kneipen. Am nächsten Tag steht Kultur auf dem Programm: vom Louvre über die Champs-Élysées bis zum Arc de Triomphe- von oben gibt es gratis einen Blick über die ganze Stadt. Danach ging es dann- diesmal im Auto- die letzten Stunden bis nach Hause; ein voll und ganz gelungenes Wochenende und der perfekte Abschluss meiner Reise.
Jens, Lukas, André und ich vorm Louvre
Das Wichtigste zum Schluss
Bevor dieser vorerst letzte Blogeintrag zu Ende geht, möchte ich mich bei euch allen für euer Interesse an meiner Reise bedanken! Die Gewissheit, dass es Menschen gibt, die meine Erfahrungen mit mir teilen, wenn auch nur indirekt über den Blog, hat mir immer das Gefühl vermittelt, nie ganz alleine zu sein. Ob es nun Leute sind, die zufällig im Internet meine Berichte gesehen haben, oder gerade die Menschen, die ich kenne; aus meinem Heimatort, Freunde und Familie- ich habe mich immer gefreut, euch in Gedanken bei mir zu haben. Und ähnlich, wie ich es getan habe, als ich Afrika verlassen habe, werde ich auch diesen Blog nicht verlassen, ohne euch das Versprechen zu geben, dass diese Reise nicht meine letzte war; ich weiß noch nicht wann, wo und wie, aber eins weiß ich sicher- Fortsetzung folgt!
Danke für´s Mitlesen,
bis zum nächsten Mal,
euer Sascha