Letzter Bericht aus Europa

30 10 2010

Buenos dias aus Andalusien!

Hiermit melde ich mich aus meiner Spaetsommerpause zurueck; ich bin nun in Roquetas de Mar hinter Almeria an der Costa del Sol (oder kurz davor- die Grenzen sind hier nicht ganz klar…). Da ich seit meinem letzten Artikel quasi die gesamte Ostkueste Spaniens abgefahren bin, gibt es auch wieder einiges zu erzaehlen.

Leider muss ich mal wieder mit einer Verlustmeldung beginnen und mal wieder hat es mit meinen Fotos zu tun: Nachdem ich von meiner Mutter freundlicherweise ihre Digitalkamera als Uebergangsgeraet fuer meine kaputte geliehen bekommen habe, wurde mir diese eine Woche spaeter unterwegs gestohlen- natuerlich samt Speicherkarte! Da ich ja die Woche zuvor schon keine Fotos machen konnte, habe ich somit von mehr als 2 Wochen keine Fotos. Wenigstens hat meine Mutter die Urlaubsfotos auf ihrer Speicherkarte vor meinem Geschick fuer Digitalkameras gerettet- aber die sind zu Hause. Im Uebrigen sind die alten Fotos auch nicht verloren; ich habe sie in weiser Vorraussicht vorher auf einen Stick kopiert. Nur die zwischen Urlaub und Diebstahl sind weg- und die Kamera.

Costa Brava & Costa Daurada

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Aber nun zur Sache: Nach meinem letzten Bericht aus Nordspanien habe ich am naechsten Tag -wie angekuendigt- Barcelona besucht. Ohne auf Einzelheiten einzugehen, finde ich, dass Barcelona eine wirklich schoene Stadt ist: weitlaufig und offen, gruen, modern & mit vielen interessanten Dingen zum Besichtigen (besonders die Kathedrale Sagrada Familia). Vor allem die Tatsache, dass die Stadt nicht so gedraengt gebaut ist und alles dicht an dicht steht schafft eine sehr angenehme Atmosphaere- das trifft uebrigens auch auf viele andere spanische Grossstaedte wie Valencia oder Alicante zu, durch die ich gefahren bin und die dadurch mit dem Fahrrad auch gut zu erkunden sind.

Am Abend des gleichen Tages habe ich dann meine Eltern (und unsere beiden Hunde;-)), die selbst am Nachmittag angekommen sind, in ihrem Urlaubsort getroffen.Die naechsten 7 Tage konnte ich dann wieder alle Vorzuege eines „normalen“ Lebens geniessen- ganz besonders natuerlich die ausgezeichnete Kueche von meiner Mama, die ich hier ganz uneigennuetzig und zufaellig erwaehnen moechte;-). Aber auch alles andere- Haus, Stand und meistens auch das Wetter waren so, wie man es sich im Urlaub wuenscht und haben dafuer gesorgt, dass ich mich in der Zeit sehr gut erholen konnte.

Nach dem Urlaub ging das Sightseeing dann mit Tarragona weiter (es ist praktisch, dass viele grosse Staedte direkt an der Kueste liegen..). Die Stadt hat alles, was man von einer alten Roemerstadt erwarten kann: Theater, Amphitheater, Aquaedukt etc.. Leider sind solche Dinge ohne Fotos nur halb so interessant, weshalb ich mir Details spare. Was aber vielleicht auch ohne Fotos interessant ist, ist die Begegngnung, die ich kurz hinter Tarragona hatte- mit 2 Polizeibeamten auf der Autobahn. Natuerlich wollte ich nicht auf die Autobahn fahren, auch wenn sich dass komisch anhoert, aber hier ist es nicht so wie in Deutschland, wo alle Strassen klar voneinandergetrennt sind. Rund um die groesseren Staedte erstreckt sich naemlich ein dichtes Netz aus Schnellstrassen und Autobahnen- und da geht eine vormals kleine Nationalstrasse ploetzliche in eine Autovia ueber oder fuehrt auf eine Autobahn, ohne dass es irgendwelche Ankuendigungen oder Alternativen gaebe. Da ich auf der Karte gesehen habe, dass einige Km weiter die naechste kleinere Strasse liegt und die Autobahn nicht so gross und befahren ist wie in Deutschland (wo ich mich nie drauftrauen wuerde!), musste ich es darauf ankommen lassen. Allerdings kam ich nicht weit, bis ich von einem Polizeiauto angehalten wurde. Die Beamten erklaerten mir dann in schlechtem Englisch, dass sie mich und mein Rad mit auf die Wache nehmen und mir 100 Euro abnehmen muessten! Da ich das mit allen Mitteln verhindern musste, habe ich mich bereit erklaert sofort die Autobahn zu verlassen. Gluecklicherweise war neben der Strasse ein kleiner Feldweg, allerdings von einem 2 Meter hohen Zaun getrennt. Nach laengerer Diskussion hatte ich es aber geschafft, dass mir einer der Beamten sogar geholfen hat, meine Sachen ueber den Zaun zu heben. Vielleicht spielte dabei eine Rolle, dass sie einsehen mussten, dass sie mein Fahrrad wohl kaum einfach so in ihren Kofferraum legen koennten. Wie auch immer, es ist nochmal gut gegangen.

Costa Blanca

Bis nach Valencia ist nichts Besonderes passiert, ausser dass ich einige Probleme mit der Gangschaltung hatte, sodass ich schliesslich in einer Fahrradwerkstatt um Hilfe bitten musste, wo mir aber direkt und umsonst geholfen wurde.

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Kurz vor Valencia dann habe ich einen anderen Radreisenden getroffen, einen 63-jaehrigen Franzosen namens Noel, der nach Kamerun fahren will, um dort zu leben- das heisst er faehrt nicht mehr zurueck! Da er die gleiche Route nehmenb will wie ich und einen netten, wenn auch sehr eigenen, Eindruck machte, sind wir die naechsten 3 Tage zusammen gefahren. Ihm ist es auch zu verdanken, dass ich von dieser Zeit Fotos habe, da ich mir seine kopiert habe. In diese Zeit faellt auch die Sache mit der Kamera. Wir haben gerade Pause vor einem grossen Einkaufzentrum gemacht und ich habe draussen auf ihn gewartet. Ich sass vor dem Eingang auf dem Parkplatz auf einem grossen Stein und habe mir Fotos angeschaut. Als ich etwas gegessen habe, habe ich die Kamera neben mich auf den Boden gelegt (im Nachhinein ist mir aufgefallen, dass ich sie nicht VOR, sondern eben NEBEN mich gelegt habe, sodass ich sie nicht direkt im Blick hatte). Als ich 5 Minuten spater aufstehen will ist sie weg. Der oder diejenige muss ziemlich schnell, mutig und dreist gewesen sein, vor allem weil der Bereich vor dem Eingang kameraueberwacht war. Als ich den Diebstagl bemerkt habe, habe ich beim Sicherheitspersonal der Einkaufszentrum nach den Ueberwachungsbaendern gefragt, falls sich der Dieb noch in der Naehe befindet. Dafuer ist aber eine Anzeige noetig, die ich dann auch im naechsten Ort bei der Polizei erstattet habe. Das war wiederum nicht so leicht, weil man in spanischen Behoerden (oder zumindest bei der Polizei) verloren hat, wenn man kein Spanisch spricht: als ich dem Beamten aus meinem Sprachfuehrer vorgelesen habe, dass meine Kamera gestohlen wurde und ich Anzeige erstatten will, zuckte der nur mit den Schultern und zeigte auf ein Blatt an der Wand, wo in verschiedenen Sprachen stand „Wenn sie Anzeige erstatten wollen, muessen sie einen Dolmtescher mitbrinen“. Kurz davor voellig auszurasten oder zu verzweifeln, habe ich den widerwilligen Polizisten schliesslich doch noch dazu bekommen mir eine Anzeige zu schreiben, womit ich wieder zum Einkaufszentrum gefahren bin. Nachdem der Chef des Sicherheitsdienstes sich das Band angeschaut kam aber die grosse Ernuechterung: Kurz bevor die Kamera gestohlen worden sein muss, ist die Ueberwachungskamera zur anderen Seite umgeschwaengt und man kann nichts sehen (fragt sich, wofuer das Teil ueberhaupt existiert…). Frustriert von so viel Pech habe ich beschlossen meinen Schmerz mit Konsum zu betaeuben;-) und habe mir noch im gleichen Einkaufszentrum eine neue Kamera gekauft. Diesmal aber eine digitale Spiegelreflexkamera, mit dem man deutlich bessere Fotos machen kann als mit meiner alten Kompaktkamera (Kostprobe weiter unten…).

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Ich muss sagen, dass Fotografieren mit einer guten Kamera sogar richtig Spass machen kann- und wenn ich mit dieser hier mehr Glueck habe und besser auf sie aufpasse, war der Verlust ja wenigstens zu etwas wert…

Nach 3 Tagen haben wir uns dann beshlossen wieder alleine weiterzufahren, einfach weil wir zu verschieden waren und v.a. ein zu unterschiedliches Tempo gefahren sind. Aber man weiss ja nie, wen man noch so trifft; vielleicht ergibt sich eine solche Gelegenheit ja noch einmal, auch wenn ich sagen muss, dass sich mein Eindruck, dass alleine zu reisen entspannter ist, mal wieder bestaetigt hat.

Costa Almeria

Ab Alicante etwa hat sich die Landschaft dann etwas gewandelt. Waren die Kuesten bis hieher meist flach und der Strand gut zu erreichen, ragen die Berge aus dem Landesinneren nun bis ins Meer hinein.

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Das ist zwar schoen anzuschauen, zum Fahren allerdings ist es eher nachteilig, denn hier geht mein einfacher, aber genialer Plan;-) „einfach an Kueste entlang fahren- da ist es schoen flach“ leider nicht auf. In den letzten Tagen war ich somit haeufiger dazu gezwungen, durch das bergige Hinterland zu fahren, da es einfach keine bessere Alternative gibt. Das heftigste habe ich vor 3 Tagen erlebt: Nach ca. 35 Km meist bergauf durch die spanische Sierra kam schliesslich der grosse Abstieg. Von Km 36 bis etwa Km 51 ging es nur bergab! Ich habe extra auf den Tacho geschaut- 15 Km nicht einmal treten muessen- das war natuerlich eine faire Entschaedigung fuer die Strapazen.

Jetzt kann ich uebrigens auch das „Raetsel“ enthuellen, wie ich noch an die Fotos von der Strasse ueber die Pyrenaeen kommen wollte: ich habe meine Eltern ueber den Abschnitt auf ihrem Weg nach Spanien geschickt mit der Bitte, Fotos fuer mich zu machen. Das haben sie auch- aber ihr wisst ja, was damit passiert ist, nachdem ich sie mir auf meine Karte kopiert habe. Lieder war es an dem Tag eh regnerisch…Naja, jedenfalls koennt ihr von dem Foto oben aus ahnen, wie es dort aussieht, wenn ihr euch noch ca. 100 Meter an Hoehe dazudenkt.

Eines allerdings scheint sich an der gesamten spanischen Kueste nicht zu aendern: der Massentourismus und die zugebauten Kuestenabschnitte (jetzt an der Costa del Sol sowieso nicht mehr…). Hatte ich gesagt, dass lloret de Mar ein trauriger Hoehepunkt war? Es saehe aus wie in Disneyland? Tja, da hatte ich noch nicht Benidorm gesehen!

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…und da sieht es ueberall so aus, 2, 3 Km faehrt man nur an Wolkenkratzern vorbei- eine Skyline wie Frankfurt oder Ney York. Das war schon so krass, dass es schon fast wieder beeindruckend war.

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Sehr passend finde ich auch diesen Schnappschuss, den ich in einem fast so traditionellem Ort wie Benidorm aufgenommen habe. Man beachte diesen Kontrast: Traditioneller spanischer Flamenco und trotzdem Dienstags Schnitzelbuffet- hier muss also auf nichts verzichtet werden;-)!

Trotzdem geht es auch anders, wenn man etwas ausserhalb der Tourismus-Hochburgen ist und sich die Zeit nimmt, durch die Gassen der ersten, kleinen andalusischen Doerfer zu fahren. Dann bekommt man auch Einblicke, die Hoffnung geben;-)

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Mittlerweile sind alle Haueserfassaden nur noch in einem blendendem Weiss gestrichen und bestaetigen das typische Bild, das man von andalusischen Doerfchen so hat, vor allem, wenn sie zwischen Huegeln an einer Bucht am Wasser liegen. Ingesamt muss ich sagen, dass dieser Abschnitt der Tour zwar der anstrengenste ist, aber landschaftlich auch der reizvollste.

Tja, und wie der Titel des Berichtes schon verraet, sagt mir ein Blick auf die Karte, dass es nun nicht mehr weit bis nach Afrika ist. Ich schaetze, dass ich Algeciras, von wo aus ich uebersetzen moechte, in einer guten Woche erreichen werde, wenn nichts Unvorhergesehenes bis dahin passiert. Das heisst, dass der naechste Artikel aus Marokko kommen wird. Wenn ich da bin, werde ich mich aber auch recht zuegig wieder zu Wort melden.

Zum Schluss steht noch der Beweis aus, dass man mit dieser Kamera bessere Fotos als mit der alten machen kann.

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Mit dieser romantischen Impression verabschiede ich mich nun endueltig.

Bis zum naechsten Mal- dann aus Afrika,

Euer Sascha



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