Frankreich,Frankreich

25 09 2010

Leider etwas spaeter als eigentlich geplant, folgt hier nun endlich der zweite Bericht von unterwegs-  diesmal aus Lyon. Hier haette ich zwar schon vor 10 Tagen sein koennen, aber unterwegs bin ich sozusagen haengen geblieben, um in der Beaujolais bei der Weinernte zu helfen und so meine Reisekasse etwas aufzubessern. Anders als in der Mail angekuendigt, habe ich mich spontan dazu entschlossen, nicht nur 5 Tage dort zu bleiben, sondern doch die komplette Ernte ueber 9 Tage mitzumachen. Gestern war es dann vorbei, sodass ich heute morgen mein Fahrrad wieder bepackt und mich auf den Weg gemacht habe.

Nachdem ich die Mosel bis kurz vor die Quelle in den Vogesen verfolgt habe, bin ich an den zweiten Fluss, die Saone uebergewechselt. Meine Fahrt wurde diesml allerdings mehrmals fuer einige Zeit unterbrochen- allerdings nur einmal unfreiwillig. Hier der Bericht in voller Laenge;)

Die letzten Tage an der Mosel

Kaum habe ich das Internet-Café in Nancy verlassen, wo ich in meinem Bericht noch das gute Wetter gelobt hatte, fing es an zu regnen und hoerte den kompletten naechsten Tag nicht auf. Das war aber gar nicht so unpassend, weil ich sowieso mal Pause machen wollte, sodass ich mein Zelt einfach stehen liess und (zwangsweise) einen Ruhetag eingelegt habe.

So hatte ich dann etwas Zeit, mir die Stadt etwas genauer anzuschauen und ein paar Touri-Fotos zu machen, wie hier auf dem Place du Stanislav, den man in Nancy unbedingt gesehen haben sollte…

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Den Rest der Zeit habe ich einem Mann Gesellschaft geleistet, der zum Angeln an den Platz gekommen war, an dem ich mein Zelt aufgestellt habe.

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Er war sehr freundlich und hatte viel Geduld mit meinem gebrochenem Franzoesisch. Er hat erzaehlt, dass er jeden Tag an den Kanal kommt, um Karpfen zu angeln; allerdings nur „pour plaisir“: wenn er einen gefangen hat, macht er ein Souvenir-Foto und wirft das Tier wieder zurueck ins Wasser. An diesem Tag hatte er aber kein Glueck, denn es war offenbar kein Fisch bereit, ein Foto mit ihm zu machen.

Der zweite Abschnitt: die Saone

Die Ueberfahrt an die Saone war recht entspannt und unspektakulaer: Viele Felder und Kuhweiden, also ein bisschen wie zu Hause im Westerwald;) Die Huegel der Vogesen waren zwar etwas anstrengender zu fahren als das flache Flusstal, dafuer war die Landschaft eine Abwechslung zu den Tagen zuvor. Da das Wildzelten bei den eingezaeunten Feldern allerdings etwas schwierig war, habe ich einfach mal bei einem Bauernhof angefragt- mir wurde gleich beim ersten Versuch eine Wiese vor dem Haus zur Verfuegung gestellt- Obst von den darauf stehenden Baeumen inklusive;)

An der Saone angekommen, habe ich zum ersten Mal das Gefuehl gehabt, das sich meine Umgebung veraendert. Es ist schwer an einem bestimmten Punkt festzumachen, aber langsam merke ich, dass ich in den Sueden fahre. Ein Grund dafuer koennte sein, dass die Saone schon etwas waermer ist als die Mosel und ich keine Angst mehr habe, einen Herzinfarkt zu bekommen, wenn ich mich abends im Fluss waschen; Ich bleibe sogar laenger im Wasser als unbedingt noetig, sodass es schon eher Baden als Waschen ist;)

Ich denke aber, dass es vor allem an dem Aussehen der Ortschaften liegt, die sich zum Teil deutlich von unseren Doerfern unterscheiden.

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Wie hier in Buxy, einem Ort, der hauptsaechlich aus einer alten Stadtmauer besteht, in der sich ueberall kleine Wohnungen befinden. Oft sind die aber leer oder stehen zum Verkauf- die Landflucht ist den franzoesischen Doerfern eindeutig anzusehen (den Staedten uebrigens auch…).

Dementsprechend habe auch ich mich meiner Umgebung und der Lebensweise der Leute hier angepasst:

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Das mit den Baguettes ist uebrigens kein Klischée, sondern stimmt tatsaechlich! So wie ich auf diesem zufallig entstandenen Foto, sehe ich hier staendig Leute mit Baguettes unter dem Arm aus dem Supermarkt kommen; oft mit nichts anderem. Ohne mindestens eine Stange verlaesst hier glaube ich niemand den Laden. Nebenbei: So ein frisches 400-Gramm-Baguette kostet nur rund 50 Cent und ist mit Kaese oder Schokolade eine guenstige Verpflegung fuer den ganzen Tag (bis es dann was Richtiges gibt…)
Apropos: noch eine Spezialitaet, die ich fuer mich entdeckt habe: Die franzoesischen Apfeltaschen, die es ebenfalls in jedem groesseren Supermarkt frisch zu kaufen gibt und die ich jetzt schon vermisse- ausser natuerlich die bekommt man in Spanien auch… kleiner Hinweis: schaut euch meinen Kopf noch einmal genau an, denn vorgestern habe ich noch eine Anpassung, allerdings an das heisse Wetter und die Sonne, vorgenommen;)

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Sonntag vor einer Woche hatte ich dann das, was man wohl einen 6er im Lotto bei einer solchen Reise nennen kann. In Auxonne, einer schoenen Stadt an der Saone, wo ich die Nacht vorher gezeltet hatte, wurde ich von einer netten aelteren Dame mit englischem Akznt angesprochen (sodass wir schnell nur noch englisch gesprochen haben) Im Laufe des Gespraechs bot sie mir an, an diesem Abend mein Zelt in ihrem Garten aufzustellen- eine Einladung, die ich natuerlich dankend angenommen habe. Da das Haus nur einige Kilometer weiter an der Saone lag, hatte ich den ganzen Tag Zeit: Zuerst habe ich mir die Stadt etwas genauer angesehen  (die auch einen zweiten Blick wert war) und danach endlich einmal einen entspannten Badenachmittag am Ufer der Saone eingelegt, bevor ich zu dem Haus gefahren bin.

Die Frau, die mich eingeladen hat, kommt aus den USA und ist vor vielen Jahren mit ihrem deutschen Mann aus Bremen nach Frankreich ausgewandert, um ein Schiffsbauunternehmen zu gruenden (was der Groesse des Hauses nach zu urteilen auch sehr gut laeuft…). Ihre Tochter wiederum hat einen franzoesischen Mann mit zwei Kindern geheiratet, die an dem Wochenende zu Besuch waren. So multi-kulti, wie die Familie war, so locker war auch der Umgang untereinander und ich habe mich direkt wohl gefuehlt. Durch Zufall haben kamen an diesem Abend Freunde der Familie zu Besuch- aus Deutschland! Es gab ein grosses Essen fuer alle und es hat gut getan an dem Tag neben dem englisch-franzoesisch-Mix auch mal wieder eine Unterhaltung auf deutsch zu fuehren.Am naechsten Tag wurde der Besuch noch durch eine warme (!) Dusche fuer mich abgerundet. Ich werde diesen Abend auf jeden Fall in guter Erinnerung behalten- und eines habe ich den beiden noch versprochen: wenn ich in Afrika bin, bekommen sie auf jeden Fall eine Karte von mir.

Weinernte in der Beajolais

An dem Abend habe ich auch erfahren, dass etwa 100 Km weiter suedlich an der Saone, in der Beaujolais, die Weinernte beginnt und ich mit etwas Glueck dort einen Job finden koennte.

Als ich dort angekommen war, bin ich vom Fluss weg und hoch in die Weinberge gefahren, wo es ueberall so aussah:

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Keine zusammenhaengenden Doerfer, sondern nur Weinbauern, die hier in den Feldern verstreut ihre Hoefe haben. Was dann folgte, erinnerte ein bisschen an die Weihnachtsgeschichte, nur dass ich nicht schwanger war und einen Platz fuer die Niederkunft, sondern einen Arbeitsplatz gesucht habe; die Antwort war aber trotzdem immer dieselbe, wenn ich an einem Hof angefragt habe: „Complet“ (manchmal freundlicherweise in einen Satz verpackt). Nach etwa 3 Stunden Suche habe ich dann aber tatsaechlich noch einen Weinbauern gefunden, bei dem am naechsten Tag die Weinernte beginnen sollte, und der noch einen Platz fuer mich frei hatte. Das war letzten Mittwoch und die Tage seitdem lassen sich eigentlich alle vollstaendig in einem Bild beschreiben…

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…nur dass ich nicht mehr lache;)

Nein- also ich hatte echt Glueck: einmal ueberhaupt einen Platz gefunden zu haben, und dann noch bei diesem Weinbauern, denn die Arbeitsbedingungen unterscheiden sich wohl stark, je nachdem, auf welchem Hof man arbeitet. Der Tagesablauf war im Grunde ein Wechsel aus arbeiten und essen: halb 7 Aufstehen, Fruehstueck, dann ab auf’s Feld, Mittagessen, wieder arbeiten bis halb -, Abendessen, duschen, schlafen. Dazwischen war nie viel Zeit. Wenn ich aber etwas Ruhe hatte, habe ich mich einfach draussen hingelegt und die Aussicht genossen:

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Von dem Hof aus konnte man kilometerweit in die Landschaft schauen; Das Beste aber war, dass man morgens, kurz vor Sonnenaufgang bei klarer Sicht den Mont Blanc am Horizont sehen konnte- ein einmaliger Anblick ( de in einem Foto leider nicht so rueberkommt…)

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Pro Tag habe ich 56€ verdient. Das ist recht viel, wenn man dazu die angesprochene Verpflegung bedenkt: 3 warme Mahlzeiten, die echt ordentlich sind (vor allem verglichen mit dem Essen, was ich sonst auf der Tour mit meinem Camping-Kocher zu Stande bringe), ein Bett zum Schlafen, Dusche, Waschmaschine…und auch die Arbeit selbst ist an sich recht einfach: den ganzen Tag Trauben mit einer Art Sichel von den Reben schneiden.

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Ausserdem ist man den ganzen Tag an der frischen Luft und kann so viele Weintrauben essen, wie man wil (und Wein trinken, den es bei jeder Gelegenheit gibt- wenn mn ihn denn mag…). Dadurch hatte das Ganze am Anfang auch eher etwas von Aktivurlaub auf dem Bauernhof, aber nach spaetestens 2 Tagen bekommt man extreme Rueckenschmerzen vom geubeugten Arbeiten und nach 9 Tagen bin ich schon echt froh, dass es jetzt vorbei ist.

Insgesamt waren wir etwa 35 Leute, die alle auf dem Hof untergebracht waren und zusammen gegessen und natuerlich gearbeitet haben. Dadurch kam mit der Zeit irgendwie eine Art Zeltlager-Atmosphaere auf;)  trotz der Sprachschwierigkeiten, denn die meisten waren Polen, die zum Teil schon seit 10 Jahren jedes Mal zur Vendange erscheinen. Die meisten von ihnen waren echt nett; jedes weitere Kommentar spare ich mir hier aus Ruecksichtnahme (an dieser Stelle liebe Gruesse an Martha;) ). Der Rest waren Franzosen, oft Freunde und Bekannte der Familie.

So geht’s weiter

Nachdem ich heute morgen 2 Flaschen Wein als Geschenk des Hauses und meinen Lohn bar auf die Kralle bekommen habe, bin ich nun also in Lyon, wo auch schon der zweite Fluss endet: Hier muendet die Saone in die Rhone, die wiederum ins Mittelmeer fliesst. Bis dahin sind es noch etwa 350 Km, sodass ich, wenn alles gut laeuft, ab Mitte der Woche keinem Flussufer, sondern dem Stand folgen werde. Ich hoffe, dass ich ab jetzt dann auch ohne groessere Aufenthalte bis nach Spanien durchommen werde, da meine Eltern dort in den Herbstferien Urlaub machen werden und ich sie ein paar Tage besuchen will. Bis dahin melde ich mich aber auf jeden Fall mindestens noch einmal hier im Blog.

So, und jetzt werde ich mir noch ein bisschen die Stadt anschauen- allerdings nicht, ohne euch meine angekuendigte Veraenderung zu zeigen:

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Der Junge ist uebrigens ein Erntehelfer aus Polen, mit dem ich mich viel auf Englisch unterhalten habe.

Liebe Gruesse,

euer Sascha



Erstes Lebenszeichen

6 09 2010

Bonjour;)

Es ist Montag Mittag und ich sitze gerade in einem Internet-Café in Nancy. Da meine Abfahrt nun 5 Tage her ist, wollte ich diese Gelegenheit nutzen, um einen ersten Bericht meiner Tour abzugeben. Der groessten Herausforderung seitdem sehe ich mich gerade im Moment gegenueber, da ich den Text an einer franzoesischen Tastatur mit veraenderten Tastenpositionen und ohne Umlaute tippen muss, aber ich gebe mein Bestes;)

Ich werde den Bericht in Abschnitte unterteilen, denn diese Blogtexte sind mit Bildern immer so unendlich lang und unuebersichtlich. Apropos Bilder: Man kann leider kein seperqtes Fotoalbum erstellen, sodass ich die Fotos einfach in den Text einfuege.

Zusammenfassung

Bis hierher hat insgesamt alles sehr gut funktioniert: Vor allem das Wetter war einfach optimal, sodass ich seit meiner Abfahrt noch nicht einen Tropfen Regen abbekommen habe und das bei durchgehend angenehmen Temperaturen. Auch die Ausruestung und besonders das Fahrrad machen einen stabilen Eindruck und bis jetzt kaum Probleme, abgesehen von kleineren Verlusten (Brille und beide Schloesser)… die ich allerdings selbst zu verschulden habe;). Von daher bin ich auch sehr gut durchgekommen und schreibe euch nun nach insgesamt 510 gefahrenen Kilometern (wovon ein paar Umweg waren, aber dazu spaeter mehr). ImSchnitt fahre ich taeglich etwa 90 Kilometer (mal 70 mal 115), wobei sich in den letzten Tagen ein ziemliches Schlafdefizit bei mir angesammelt hat, sodass ich in einer der kommenden Tagen mal einen Ruhetag einlegen moechte, um meinem Koerper etwas Ruhe zu goennen.

Das Moseltal bis nach Luxembourg

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Als kleiner Nachtrag hier also mein Gepaeck am Fahrrad statt auf dem Bett, so, wie ich am Mittwoch Morgen zu Hause aufgebrochen bin. Erstes Ziel war das Moseltal, sprich das deutsche Eck in Koblenz.

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Das habe ich Gott sei Dank auch gut gefunden. Aber da gibt es ja dann immernoch 2 Moeglichkeiten abzubiegen…

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… Gott sei Dank blieb nach diesem Schild kein Zweifel mehr- sonst waere ich womoeglich noch nach Holland und nicht nach Frankreich gefahren;)

Das Moseltal, das mich noch bis heute begleitet, ist wirklich wunderschoen zu fahren. Super ausgebaute Radwege, das gute Wetter und dazu eine Aussicht auf die Weinberge,  bei der man einfach gerne Fahrrad faehrt. Entweder fuehrten die Radwege wie quf de, naechsten Bild an den steilen Weinbergen entlang, oder,da wo es etwas flacher wurde, auch direkt hindurch.

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Die erste Nacht habe ich in einem Waldstueck hinter Cochem gezeltet (Das ist leider der Nachteil: man muss lange nach einem geeigneten Zeltplatz suchen, der vom Weg aus nicht direkt gesehen werden kann, aber nach Moeglicheit trotzdem nah am Wasser liegt, um sich abends waschen zu koennen (was an diesem Tag also leider nicht moeglich war…)

Das mit dem Gesehen-werden hat mir uebrigens im Vorfeld schon einige Sorgen gemacht, was man vielleicht bei diesem Foto verstehen kann…

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Diese Zeltfarbe ist leider nicht nur im Wald, sondern ueberall auffaellig, sodass ich mir jeden Abend die Muehe machen muss, um mein Zelt etwas besser zu tarnen. Das Ergebnis sieht dann so aus:

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Auch nicht optimal, aber besser als vorher und bis jetzt hatte ich noch keine Probleme mit dem Zelten- bzw. damit gesehen zu werden. Kalt wird es Nachts schon etwas, sodass ich jede Nacht aufwache, um mir etwas waermeres anzuziehen (was abends leider zu warm waere). Das ist aber nicht weiter schlimm, da ich ohnehin jede Nacht hundert Mal aufwache; ich schaetze, dass ich mich erst noch an die ungewohnten Gerausche beim Schlqfen gewoehnen muss, zumql man alleine automatisch leichter schlaeft als zu zweit oder zu dritt habe ich das Gefuehl. Aber die letzten Naechte waren schon ruhiger als die ersten und ich bin zuversichtlich, dass sich dieser Trend fortsetzen wird;) Nicht viel aendern kann ich qber an der Tatsache, dass es ab halb 8 etwa taghell im Zelt ist- trotz Ueberzelt, sodass ich einen deutlich anderen Schlafrythmus als zu Hause habe: Nach 90 Km und Zelt aufbauen fallen mir um spaetestens halb 10 die Augen zu, was aber offenbar immernoch nicht reicht, denn ich bin, wie gesqgt, eigentlich seit Beginn der Tour staendig muede…

Ihr koennt meine Schlafplaetze uebrigens auf der Karte am Ende des Artikels sehen, so spare ich mir die Aufzaehlung und ihr koennt ungefaehr die Route nachvollziehen. Allerdings habe ich immer nur die Tagesziele angegeben, keine einzelnen Staedte, weshalb die Route etwas ungelenk aussieht. Ausserdem sind es immer die Orte, die am naechsten an meinem Schlafplatz waren (den genau wiederzufinden ist leider nicht moeglich;))

Zurueck zum Thema: am zweiten Tag bin ich durch einen Ort gekommen, der mich vom Namen her an eine Serie erinnerte, die frueher auf Kabel 1 lief…

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Ich habe uebrigens drauf geachtet: Ich zumindest habe keine Katzen auf der Strasse gesehen;)

Am Abend habe ich dann noch eine andere Fahrrad-Fahrerin getroffen, die zwar nett, aber irgendwie komisch war… nachdem sie dann erzaehlte? dass sie aus einer Straussenwirtschaft kam, ist mir erst aufgefallen, WIE angetrunken die Frau war und ich hatte Sorge, ob sie mit geradeaus fahren, reden und zur Seite schauen nicht ueberfordert sein koennte. Aber sie hat es geschafft und mich sogar noch auf ein Bier an einer der zahlreichen Wirtschqften an der Mosel eingeladen (wo sie dann auch ein Zimmer bekommen hat, sodass ich mir keine Gedanken mehr machen musste;))

An diesem Abend war ich dann auch das erste Mal in der Mosel baden um mich zu waschen- ein Vergnuegen, dass ich seitdem jeden Tag geniessen durfte… Es ist zwar ertraeglich, aber ich werde jeden Abend aufs Neue wieder motiviert so schnell wie moeglich das Mittelmeer zu erreichen; wenigstens fuehlt man sich danach sauber.

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Auch wenn der Mann, den ich um das Foto gebeten habe das Wesentliche nicht ganz drauf bekommen hat, ist bei genauem Hinsehen erkennbbar, dass ich am dritten Tag in Trier war (hier vor der Porta Nigra), wo ich noch einige Dinge kaufen musste, die ich zu Hause vergessen hatte oder nicht drqn gedacht hatte.

Luxembourg

An diesem Nachmittag dann habe ich Deutschland auch schon verlassen- und zwar nach Luxembourg. Hier das letzte Foto aus der Heimat.

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Ich muss ehrlicherweise zugeben, dass ich ganz uebersehen hatte, dass die Mosel ueberhaupt einen Schlenker durch Luxembourg macht und war deshalb etwas ueberrascht auf der Karte zu sehen, dass Ich vor Frankreich noch ein weiteres Land durchqueren werde…Ab hier hiess es dann nicht mehr “ Guten Tag“, wenn einem ein Fahrrad- Fahrer entgegen kommt, sondern „Bonjour“ und man fuehlt sich schon nochmal ein wenig weiter weg von zu Hause, wenn man auf einer anderen Sprache nach dem Weg fragen muss. Aber auch daran habe ich mich mittlerweile einigermassen gewoehnt, denn die Fragen und Antworten wiederholen sich ja recht schnell.

Eigentlich sollte mein Aufenthalt in Luxembourg ja ein kurzes Vergnuegen werden, das ich in wenigen Stunden hinter mich gebacht haette, da der Fluss ja nur an einem kleinen Stueck entlang der Grenze fliesst- aber eben nur eigentlich.

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Das ist ein EU-Verwaltungsgebaude in Luxembourg, der Hauptstadt! Dieser Ausflug war zwar nicht geplant als ich an diesem Morgen am Fluss losgefahren bin, aber nach etwa 30 Km bemerkte ich, dass der Fluss, den ich fuer die Mosel gehalten habe, in Wirklichkeit die Sauer war und ich bereits die halbe Grenze von Luxembourg Richtung Belgien gefahren bin. Von hier aus waren es laut Schildern noch 40 Km bis nach Luxemborg-Stadt. Da die Richtung ohnehin grob richtig war, habe ich mich nach dem Motto „Der Weg ist das Ziel“ nach Luxembourg begeben. Das Foto oben ist uebrigens beispielhaft fuer die Stadt: ich habe noch nie so viele riesige, neue Gebaude auf einem Fleck gesehen und die Stadt wirkte nicht mehr nur noch ordentlich oder modern, sondern wie in einem PC-Spiel simuliert. So kuenstlich war zumindest das EU-Viertel. Dementsprechend komisch kam ich mir mit Sack und Pack und verschwitzt wie ich war vor; und habe mich zuegig Richtung Frankreich gemacht.

Frankreich

Die zweute Grenze habe ich dann tatsaechlich noch am gleichen Tag erreicht. Notgedrungen musste ich bis Thionville, der naechst groesseren Stqdt durchfahren, da Samstag war und ich noch fuer den Abend und den naechsten Sonntag einkqufen musste (die 117 km Nummer). Thionville war aber leider noch weit weg und ich zu spaet da (nach  8 hat alles zu), sodass ich in in einer Imbissbude einen Cheeseburger essen musste- natuerlich in einem Baguette (!) und am naechsten Tag von Baecker zu Baecker fahren musste, was zwar leckerer, aber teurer als Supermarkt ist…

Spaetestens seit der Grenze sind auch die schoenen Weinberge verschwunden und mqn kann der Mosel fast schon zuschauen, wie sie jeden Tqg kleiner wird. Morgen werde ich dann voraussichtlich auch den zweiten Fluss, die Saone erreichen, die mich durch halb Frankreich fuehren wird.

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Und mit diesem Blick aus meinem Zelt heute morgen waeren wir in der Gegenwart. Nun bin ich also zum zweiten Mal dieses Jahr mit dem Fahrrad in Nancy (das erste mal auf der Fahrt nach Paris im April), das heute hoffentlich noch verlassen werde. Jetzt ist der Artikel doch recht lang geworden, aber ich denke beim ersten Bericht kann man etwas ausfuehrlicher sein. Mittlerweile ist es aber ziemlich spaet geworden (dank meines schnellen Tippens…) und ich muss mich auf den Weg machen, um beim Suchen nach einem Zeltplatz nicht in Hektik zu geraten.

Bitte entschuldigt die Tippfehler, ich konnte den Text leider nicht mehr durchlesen.

Viele Gruesse aus Nancy und bis zum naechsten Bericht,

Euer Sascha