Erstes Lebenszeichen
6 09 2010Bonjour;)
Es ist Montag Mittag und ich sitze gerade in einem Internet-Café in Nancy. Da meine Abfahrt nun 5 Tage her ist, wollte ich diese Gelegenheit nutzen, um einen ersten Bericht meiner Tour abzugeben. Der groessten Herausforderung seitdem sehe ich mich gerade im Moment gegenueber, da ich den Text an einer franzoesischen Tastatur mit veraenderten Tastenpositionen und ohne Umlaute tippen muss, aber ich gebe mein Bestes;)
Ich werde den Bericht in Abschnitte unterteilen, denn diese Blogtexte sind mit Bildern immer so unendlich lang und unuebersichtlich. Apropos Bilder: Man kann leider kein seperqtes Fotoalbum erstellen, sodass ich die Fotos einfach in den Text einfuege.
Zusammenfassung
Bis hierher hat insgesamt alles sehr gut funktioniert: Vor allem das Wetter war einfach optimal, sodass ich seit meiner Abfahrt noch nicht einen Tropfen Regen abbekommen habe und das bei durchgehend angenehmen Temperaturen. Auch die Ausruestung und besonders das Fahrrad machen einen stabilen Eindruck und bis jetzt kaum Probleme, abgesehen von kleineren Verlusten (Brille und beide Schloesser)… die ich allerdings selbst zu verschulden habe;). Von daher bin ich auch sehr gut durchgekommen und schreibe euch nun nach insgesamt 510 gefahrenen Kilometern (wovon ein paar Umweg waren, aber dazu spaeter mehr). ImSchnitt fahre ich taeglich etwa 90 Kilometer (mal 70 mal 115), wobei sich in den letzten Tagen ein ziemliches Schlafdefizit bei mir angesammelt hat, sodass ich in einer der kommenden Tagen mal einen Ruhetag einlegen moechte, um meinem Koerper etwas Ruhe zu goennen.
Das Moseltal bis nach Luxembourg
Als kleiner Nachtrag hier also mein Gepaeck am Fahrrad statt auf dem Bett, so, wie ich am Mittwoch Morgen zu Hause aufgebrochen bin. Erstes Ziel war das Moseltal, sprich das deutsche Eck in Koblenz.
Das habe ich Gott sei Dank auch gut gefunden. Aber da gibt es ja dann immernoch 2 Moeglichkeiten abzubiegen…
… Gott sei Dank blieb nach diesem Schild kein Zweifel mehr- sonst waere ich womoeglich noch nach Holland und nicht nach Frankreich gefahren;)
Das Moseltal, das mich noch bis heute begleitet, ist wirklich wunderschoen zu fahren. Super ausgebaute Radwege, das gute Wetter und dazu eine Aussicht auf die Weinberge, bei der man einfach gerne Fahrrad faehrt. Entweder fuehrten die Radwege wie quf de, naechsten Bild an den steilen Weinbergen entlang, oder,da wo es etwas flacher wurde, auch direkt hindurch.
Die erste Nacht habe ich in einem Waldstueck hinter Cochem gezeltet (Das ist leider der Nachteil: man muss lange nach einem geeigneten Zeltplatz suchen, der vom Weg aus nicht direkt gesehen werden kann, aber nach Moeglicheit trotzdem nah am Wasser liegt, um sich abends waschen zu koennen (was an diesem Tag also leider nicht moeglich war…)
Das mit dem Gesehen-werden hat mir uebrigens im Vorfeld schon einige Sorgen gemacht, was man vielleicht bei diesem Foto verstehen kann…
Diese Zeltfarbe ist leider nicht nur im Wald, sondern ueberall auffaellig, sodass ich mir jeden Abend die Muehe machen muss, um mein Zelt etwas besser zu tarnen. Das Ergebnis sieht dann so aus:
Auch nicht optimal, aber besser als vorher und bis jetzt hatte ich noch keine Probleme mit dem Zelten- bzw. damit gesehen zu werden. Kalt wird es Nachts schon etwas, sodass ich jede Nacht aufwache, um mir etwas waermeres anzuziehen (was abends leider zu warm waere). Das ist aber nicht weiter schlimm, da ich ohnehin jede Nacht hundert Mal aufwache; ich schaetze, dass ich mich erst noch an die ungewohnten Gerausche beim Schlqfen gewoehnen muss, zumql man alleine automatisch leichter schlaeft als zu zweit oder zu dritt habe ich das Gefuehl. Aber die letzten Naechte waren schon ruhiger als die ersten und ich bin zuversichtlich, dass sich dieser Trend fortsetzen wird;) Nicht viel aendern kann ich qber an der Tatsache, dass es ab halb 8 etwa taghell im Zelt ist- trotz Ueberzelt, sodass ich einen deutlich anderen Schlafrythmus als zu Hause habe: Nach 90 Km und Zelt aufbauen fallen mir um spaetestens halb 10 die Augen zu, was aber offenbar immernoch nicht reicht, denn ich bin, wie gesqgt, eigentlich seit Beginn der Tour staendig muede…
Ihr koennt meine Schlafplaetze uebrigens auf der Karte am Ende des Artikels sehen, so spare ich mir die Aufzaehlung und ihr koennt ungefaehr die Route nachvollziehen. Allerdings habe ich immer nur die Tagesziele angegeben, keine einzelnen Staedte, weshalb die Route etwas ungelenk aussieht. Ausserdem sind es immer die Orte, die am naechsten an meinem Schlafplatz waren (den genau wiederzufinden ist leider nicht moeglich;))
Zurueck zum Thema: am zweiten Tag bin ich durch einen Ort gekommen, der mich vom Namen her an eine Serie erinnerte, die frueher auf Kabel 1 lief…
Ich habe uebrigens drauf geachtet: Ich zumindest habe keine Katzen auf der Strasse gesehen;)
Am Abend habe ich dann noch eine andere Fahrrad-Fahrerin getroffen, die zwar nett, aber irgendwie komisch war… nachdem sie dann erzaehlte? dass sie aus einer Straussenwirtschaft kam, ist mir erst aufgefallen, WIE angetrunken die Frau war und ich hatte Sorge, ob sie mit geradeaus fahren, reden und zur Seite schauen nicht ueberfordert sein koennte. Aber sie hat es geschafft und mich sogar noch auf ein Bier an einer der zahlreichen Wirtschqften an der Mosel eingeladen (wo sie dann auch ein Zimmer bekommen hat, sodass ich mir keine Gedanken mehr machen musste;))
An diesem Abend war ich dann auch das erste Mal in der Mosel baden um mich zu waschen- ein Vergnuegen, dass ich seitdem jeden Tag geniessen durfte… Es ist zwar ertraeglich, aber ich werde jeden Abend aufs Neue wieder motiviert so schnell wie moeglich das Mittelmeer zu erreichen; wenigstens fuehlt man sich danach sauber.
Auch wenn der Mann, den ich um das Foto gebeten habe das Wesentliche nicht ganz drauf bekommen hat, ist bei genauem Hinsehen erkennbbar, dass ich am dritten Tag in Trier war (hier vor der Porta Nigra), wo ich noch einige Dinge kaufen musste, die ich zu Hause vergessen hatte oder nicht drqn gedacht hatte.
Luxembourg
An diesem Nachmittag dann habe ich Deutschland auch schon verlassen- und zwar nach Luxembourg. Hier das letzte Foto aus der Heimat.
Ich muss ehrlicherweise zugeben, dass ich ganz uebersehen hatte, dass die Mosel ueberhaupt einen Schlenker durch Luxembourg macht und war deshalb etwas ueberrascht auf der Karte zu sehen, dass Ich vor Frankreich noch ein weiteres Land durchqueren werde…Ab hier hiess es dann nicht mehr “ Guten Tag“, wenn einem ein Fahrrad- Fahrer entgegen kommt, sondern „Bonjour“ und man fuehlt sich schon nochmal ein wenig weiter weg von zu Hause, wenn man auf einer anderen Sprache nach dem Weg fragen muss. Aber auch daran habe ich mich mittlerweile einigermassen gewoehnt, denn die Fragen und Antworten wiederholen sich ja recht schnell.
Eigentlich sollte mein Aufenthalt in Luxembourg ja ein kurzes Vergnuegen werden, das ich in wenigen Stunden hinter mich gebacht haette, da der Fluss ja nur an einem kleinen Stueck entlang der Grenze fliesst- aber eben nur eigentlich.
Das ist ein EU-Verwaltungsgebaude in Luxembourg, der Hauptstadt! Dieser Ausflug war zwar nicht geplant als ich an diesem Morgen am Fluss losgefahren bin, aber nach etwa 30 Km bemerkte ich, dass der Fluss, den ich fuer die Mosel gehalten habe, in Wirklichkeit die Sauer war und ich bereits die halbe Grenze von Luxembourg Richtung Belgien gefahren bin. Von hier aus waren es laut Schildern noch 40 Km bis nach Luxemborg-Stadt. Da die Richtung ohnehin grob richtig war, habe ich mich nach dem Motto „Der Weg ist das Ziel“ nach Luxembourg begeben. Das Foto oben ist uebrigens beispielhaft fuer die Stadt: ich habe noch nie so viele riesige, neue Gebaude auf einem Fleck gesehen und die Stadt wirkte nicht mehr nur noch ordentlich oder modern, sondern wie in einem PC-Spiel simuliert. So kuenstlich war zumindest das EU-Viertel. Dementsprechend komisch kam ich mir mit Sack und Pack und verschwitzt wie ich war vor; und habe mich zuegig Richtung Frankreich gemacht.
Frankreich
Die zweute Grenze habe ich dann tatsaechlich noch am gleichen Tag erreicht. Notgedrungen musste ich bis Thionville, der naechst groesseren Stqdt durchfahren, da Samstag war und ich noch fuer den Abend und den naechsten Sonntag einkqufen musste (die 117 km Nummer). Thionville war aber leider noch weit weg und ich zu spaet da (nach 8 hat alles zu), sodass ich in in einer Imbissbude einen Cheeseburger essen musste- natuerlich in einem Baguette (!) und am naechsten Tag von Baecker zu Baecker fahren musste, was zwar leckerer, aber teurer als Supermarkt ist…
Spaetestens seit der Grenze sind auch die schoenen Weinberge verschwunden und mqn kann der Mosel fast schon zuschauen, wie sie jeden Tqg kleiner wird. Morgen werde ich dann voraussichtlich auch den zweiten Fluss, die Saone erreichen, die mich durch halb Frankreich fuehren wird.
Und mit diesem Blick aus meinem Zelt heute morgen waeren wir in der Gegenwart. Nun bin ich also zum zweiten Mal dieses Jahr mit dem Fahrrad in Nancy (das erste mal auf der Fahrt nach Paris im April), das heute hoffentlich noch verlassen werde. Jetzt ist der Artikel doch recht lang geworden, aber ich denke beim ersten Bericht kann man etwas ausfuehrlicher sein. Mittlerweile ist es aber ziemlich spaet geworden (dank meines schnellen Tippens…) und ich muss mich auf den Weg machen, um beim Suchen nach einem Zeltplatz nicht in Hektik zu geraten.
Bitte entschuldigt die Tippfehler, ich konnte den Text leider nicht mehr durchlesen.
Viele Gruesse aus Nancy und bis zum naechsten Bericht,
Euer Sascha
Kategorien : Frankreich